Goldener Oktobertag am Oberrhein

30.10.2025 Baden-Baden – Seltz (F) – Germersheim – Speyer – Mannheim (147 km)

 

Weiter Horizont von der Rheinbrücke Wintersdorf

Um mir den weit entfernten Südwesten Deutschlands besser für eine Tagestour zugänglich zu machen, hatte ich mir heute mal etwas ganz Neues einfallen lassen! Erstmals nutzte ich einen Nacht ICE, um schon früh am Morgen am Startort Baden-Baden zu sein. Einstieg war am gestrigen Mittwoch 23:35 Uhr am Bahnhof Zoo und ich kam pünktlich und sogar einigermaßen ausgeschlafen 7:15 Uhr in Baden-Baden an.

Wegweiser am Rheinradweg

Hier war der Regen schon durchgezogen, der sich nun in Richtung Berlin bewegte und ich bekam einen komplett sonnigen, klaren Oktobertag geschenkt. Sogar der Wind unterstützte meist mein ambitioniertes Ziel bis nach Mannheim zu radeln. Also beste Bedingungen für einen sportlichen Radltag. Die mondäne Kur-und einstige Residenzstadt Baden-Baden ignorierte ich heute, da sie genau in entgegengesetzter Richtung lag, ich begab mich stattdessen vom Bahnhof direkt in Richtung Rhein. Das erwies sich auch als nicht so einfach wie gedacht, denn es kostete mich einige Mühe um zunächst die Bahntrasse zu queren und den Weg nach Iffezheim zu finden. Dabei habe ich schon die ersten Extrakilometer absolviert und Zeit verloren.

Willkommen in Frankreich

Doch endlich erreichte ich die Rheinbrücke Wintersdorf, über die ich auf die französische Seite des Flusses wechselte. Ich wollte heute fast ausschließlich linksrheinisch fahren und freute mich zudem auf die erstmalige Fahrradpassage in unserem Nachbarland. Dort wurde es auch gleich richtig schön, nach dem durchqueren des Hafens Beinheim, kam ich in das Naturschutzgebiet Bois de Munchhausen an der Sauermündung. Vorher musste ich aber noch den Abstecher hinein nach Seltz machen, um mich mich mit französischen Delikatessen für den langen Tag einzudecken.

Herbstlicher Bois de Munchhausen
Zurück am Hauptstrom hinter Munchhausen

Munchhausen ist ein idyllisches elsässer Dorf an der Mündung der Sauer in den Rhein, ab dort ging es direkt am Rheinufer entlang, bevor bei Lauterbourg wieder ein Industriegebiet umfahren werden musste. Die Lauter bildet die Grenze zu Deutschland und so befand ich mich bei Neuburg a. Rhein plötzlich in Rheinland-Pfalz.

Hier war mein Plan mit der Fähre hinüber nach Karlsruhe zu wechseln, um mir diese bisher noch unbekannte Stadt zu erschließen. Doch die Fähre war nicht in Betrieb (ich hatte mich vorher auch nicht informiert) und so fuhr ich linksrheinisch weiter. Das stellte sich hinterher sogar als enormer Zeitgewinn heraus, denn die Stadt hätte mich mindestens eine Stunde und ca. 20 Extrakilometer gekostet. Ich hatte zwar genug Zeit, da mein ICE ab Mannheim erst für 19:32 gebucht war, doch nach der Zeitumstellung wird es ja schon so schnell dunkel, selbst hier im Süden und bei klarem Himmel begann die Dämmerung jetzt schon nach 17:00 Uhr. So nahm ich diese Planänderung als Gewinn und konnte weiter linksrheinisch Kilometer in der schönen Rheinlandschaft machen.

Altrhein bei Wörth
Sondernheimer Altrhein
Rheinufer in Germersheim

Die Idylle wurde in Wörth kurz mit der Querung einiger Industrie- und Gewerbegebiete unterbrochen, um anschließend mit einer wunderschönen Fahrt entlang eines Altrheinarmes wieder belohnt zu werden. Weiter ging es kilometerlang an und auf dem Rheindeich über Leimersheim bis Germersheim  Die Festungs- und Kreisstadt besuchte ich nur kurz und begab mich schnell weiter (die Zeit saß im Nacken!) nach Speyer. Bei der Einfahrt in Speyer überraschte mich ein auf einer Plattform stehender echter Jumbo Jet, welcher den Blickfang für das Technik Museum Speyer darstellt.

Blickfang bei der Einfahrt in Speyer

Die Domstadt hatte ich als fotografischen Höhepunkt des Tages geplant und wollte hier genügend Zeit haben, um mir die Altstadt noch bei Tageslicht anzuschauen. Da ich vorher „stramm durchgetreten“ hatte, kam ich hier schon 14:45 an (so erwies spätestens hier die ausgefallene Karlsruhe Schleife als Segen). Dadurch gewann ich Zeit mir den fast tausendjährigen imposanten Kaiserdom und sogar die Besteigung seines Südwestturms zu gönnen. Die Aussicht von dort war einfach toll, man schaut über die Stadt in Richtung Vogesen und auf der anderen Seite über den Dom auf die herbstliche Rheinlandschaft hinab. Bei diesem Wetter war das einfach grandios.

Dom zu Speyer, Westbau
Der romanische Prachtbau von Innen, gerade lichtdurchflutet
Blick vom Dom auf den herbstlichen Rhein
Blick flussabwärts
Blick vom Dom nach Westen
Blick zurück vom Rhein nach Speyer, links der Dom

Nun begab ich mich entspannt auf den letzten Abschnitt des Tages bis nach Mannheim, wo ich an den bisher absolvierten Rheinradweg anknüpfen wollte. Dafür verließ ich das linksrheinische Ufer mit der Fähre Altrip-Mannheim und befand mich so schnell im Zielort. Doch es waren noch 10 km bis zum Bahnhof zu absolvieren und nun war es wirklich stock dunkel. Der Radweg führte vollkommen unbeleuchtet auf oder neben dem Rheindeich entlang und ich hatte schon ein wenig Mühe, nicht die Orientierung zu verlieren. Ich kam aber gut durch und gönnte mir eine letzte Rast am Anleger der Flusskreuzfahrtschiffe.

Fähre Altrip-Mannheim
Schon Nacht am Rheinufer in Mannheim, Blick hinüber nach Ludwigshafen

Dort nahm ich Abschied vom Rhein und begab mich zum Bahnhof. Leider musste ich auf meinen gebuchten Zug mehr als eine halbe Stunde warten, dessen Verspätung hat sich inzwischen auf eine Stunde erhöht und ich beende diese Reportage gerade jetzt vor Göttingen. Glücklicherweise ist morgen Feiertag und ich kann ausschlafen.

Auf diesen Tag schaue ich jedoch sehr zufrieden zurück, ich hatte Glück mit dem Wetter, der Weg war schön zu fahren und ich habe mit den 147 km einen Allzeitrekord meiner Tagestouren aufgestellt. Zudem war ich erstmals mit dem Rad auf französischem Boden. Die Nachtzüge werde ich nun bestimmt öfter mal nutzen, sie bieten gerade in der dunklen Jahreszeit eine gute Alternative für weit von Berlin entfernte Radtouren.