Gluthitze an der Eder in Kurhessen

02.07.2025 Herzhausen – Fritzlar 55 km

 

Edersee

Wie stets bei meinen Ferntouren kann ich das Wetter nicht „dazubuchen“, sondern muss den Tag so nehmen wie er ist. Heute hatte ich den bisher heißesten Tag des Jahres erwischt, in ganz Deutschland waren Temperaturen bis knapp an die 40 Grad angesagt und genau so kam es auch. Bei dieser Hitze muss selbst ich beim Radeln vorsichtig sein. Deshalb hatte erst gestern noch eine Planänderung vorgenommen.

Statt über Fulda nach Alsfeld und ab dort durch den Vogelsberg zu fahren, stieg ich heute schon in Kassel aus. Ich wollte lieber zum Edersee und weiter auf dem Eder-Radweg hinab radeln, weil ich dort viel durch schattige Waldabschnitte direkt am See und später am Fluss fahren konnte. Wichtig war mir dabei besonders die Möglichkeit zum erfrischen und abkühlen im Wasser. Diese Entscheidung erwies sich angesichts der fast unerträglichen Hitze im Nachhinein als goldrichtig.

Der Tag begann aber erst einmal mit unerwartetem Ärger, als ich beim Ausstieg in Kassel mein Rad mit einem platten Hinterrad im Fahrradabteil sah. Nicht schon wieder, dachte ich, schon das zweite mal in diesem Jahr fand ich das Rad so im ICE vor. Da war die Laune gleich im Keller… . Natürlich habe ich bei den Ferntouren immer meine Werkzeugtasche dabei, im Regio nach Korbach hatte ich genug Zeit für die Reparatur und legte sofort los. Nur mit meiner kleinen Luftpumpe gelang es mir nicht genug Reifendruck aufzubauen, weshalb ich beschloss in Korbach einen Fahrradladen aufzusuchen und gleich noch einen Ersatzschlauch und eine bessere Pumpe mitzunehmen. Dadurch verlor ich eine Stunde und erreichte den Nationalparkbahnhof Herzhausen am Edersee erst gegen 10.30 Uhr.

Edertal am Startort Herzhausen
Schattiger Eder-Radweg am Südufer

Nun ging es direkt hinein in den Nationalpark Kellerwald, auf dem Eder-Radweg am Südufer der riesigen Talsperre Edersee glücklicherweise meist durch den kühlenden Wald. Meine Laune besserte sich schnell angesichts der schönen Landschaft und auch mein Reifendruck blieb konstant. Der Radweg führte dort ständig rauf und runter, der Edersee mit seinem türkisfarbenen Wasser blieb dabei immer im Blick. Hier im oberen Teil des Stausees waren die Folgen der anhaltenden Trockenheit unübersehbar, an einigen Stellen war der See sogar fast leer. Der Edersee erfüllt ja eine wichtige Funktion zur Wasserregulierung, weshalb gerade jetzt viel Wasser entnommen wird, doch dazu später.

Nur noch ein Rinnsal fließt durch den ausgedörrten Talsperrenboden

Nach ca. 15 km entdeckte ich an der Bringhäuser Bucht einen Strand, an dem ich einfach anhalten musste. Hier konnte ich bei besten Bedingungen ein erfrischendes Schwimmtraining absolvieren. Nur zu einer Rast lud der komplett schattenfreie Ort ganz und gar nicht ein, weshalb ich mich nach dem Schwimmen auch direkt wieder auf das Rad schwang.

Bringhäuser Bucht
Mein Schwimmtrainingsplatz an dieser Bucht

Weiter ging es nach Rehbach, einem kleinen Ferienort mit Badestrand, Marina und Campingplatz. An der dortigen Fischerhütte legte ich die nächste Pause ein. Doch statt der sonst üblichen Brotzeit gönnte ich mir lediglich ein Eis. Überall hier war die erdrückende Hitze Thema, einige Schulklassen waren vor Ort die ja ihre Klassenfahrten auch schon lange vorher buchen mussten.

Blick auf Rehbach
Blick vom Radweg über den See zum Schloss Waldeck
Imposante Staumauer

Den folgenden Stop legte ich gegen 13:00 Uhr nach 26 km an der imposanten Staumauer ein, hier war schon das nächste Eis fällig. Der Ederstausee wurde schon 1914 eingeweiht, mit der Aufgabe die Wasserstände an Eder, Fulda und Weser bis zum Mittellandkanal zu regulieren. Ab dort fuhr ich hinab zum Affolderner See, wo ich dringend die nächste Abkühlung brauchte. Angenehm kalt war hier das direkt aus den Tiefen des Edersees abgelassenen Wassers.

Affolderner See
Eder bei Fritzlar
Wehr mit Fischtreppe bei Fritzlar

Nun führte der Radweg meist direkt am Fluss weiter hinab bis Fritzlar, leider meist über offenes Land, wo ich die sengenden Temperaturen voll zu spüren bekam. Deshalb war schnell der nächste Badestop nötig. Die Eder war ebenso kalt und es herrschte eine unglaublich starke Strömung, ich konnte mich nicht weiter als zwei Meter hinein wagen. Grund dafür sicherlich, das gerade sehr viel Wasser aus der Talsperre entnommen wird. Dieses geniale System für die Wasserversorgung der Flüsse und Kanäle hatten sich Ingenieure schon vor weit über 100 Jahren ausgedacht und umgesetzt. Angesichts des Klimawandels sehe ich selbst hier künftig enorme Probleme, schließlich haben wir erst Anfang Juli und der Sommer kann noch lang, heiß und trocken werden… .

Marktplatz in Fritzlar
Blickfang in der Altstadt, Spitzenhaus aus dem 15. Jahrhundert

Mein Tagesziel hatte ich inzwischen auch reduziert, geplant war eigentlich Edermünde um an den bereits absolvierten Fuldaradweg anzuknüpfen, doch dafür reichte heute weder die Zeit noch die Kraft. So beschloss ich schon in Fritzlar die Tour zu beenden. Dafür blieb mir in der hübschen Altstadt noch viel Zeit zum Schauen und Fotografieren. Vorher musste noch ein letzter Anstieg hinauf in die, hoch über dem Edertal liegende, Stadt gemeistert werden. Hier in der romantischen Fachwerk- und Domstadt fand ich in den verbleibenden 1 1/2 Stunden viele schöne Motive, bevor es entspannt hinab zum Bahnhof ging.

Dom St. Peter zu Fritzlar

In Kassel angekommen, erfuhr ich das mein gebuchter ICE mehr als eine Stunde Verspätung hatte. Wegen der hohen Temperaturen hatte ich so etwas schon befürchtet. Doch ich hatte Glück, als ich spontan in einen ebenfalls verspäteten ICE einsteigen durfte. Vielen Dank an die, trotz Stress, netten Zugbegleiterinnen. Nun habe ich schon Wolfsburg passiert und werde hoffentlich in einer Stunde gegen 21:00 Uhr Berlin nach diesem besonderen Tag erreichen.