Urlaub am Genfer See (06.-15.04.2024)

08.04. 2024 Évian les Bains und Mont Ouzon (16000 Schritte, 650 Höhenmeter)

Wir haben unseren für Mai gebuchten Salzkammergut Urlaub aus familiären Gründen leider stornieren müssen, der Grund ist allerdings ein schöner: wir werden im Mai zum dritten Mal Großeltern. Da können wir natürlich nicht zu der Zeit in den Bergen herum kraxeln, sondern müssen gegebenenfalls schnell die Betreuung der beiden anderen Jungen übernehmen. So musste ich umplanen, den Urlaub um 5 Wochen vorverlegen und habe nach einigen Überlegungen den Genfersee mit den Savoyer- und Walliser Alpen als neues Quartier ausgesucht. Meine Hoffnung dabei war hier, weiter im Süden und Westen, Anfang April besseres Wetter als in Österreich vorzufinden. Deshalb sind wir zum Le Leman (wie der See vor Ort heißt) in ein uns bisher unbekanntes Gebiet, gefahren. Der geliebte Comer See war uns von der Anreise für die paar Tage einfach zu weit.

Die Anreise führte am 06.04. per ICE nach Basel, wo wir unseren Mietwagen übernahmen und damit weiter nach Südwesten zum See fuhren. An diesem Tag bezogen wir lediglich noch unser Ferienhaus in Meillerie direkt am See und genossen die Abendstunden vor Ort. Das Haus liegt unschlagbar schön, nur einen Meter vom Ufer entfernt (ein altes Fischerhaus) ist allerdings sehr schlicht, ohne TV und WLAN. Wir liebten es auch erst auf den zweiten Blick.

Genfer Wahrzeichen im Saharadunst; Raddampfer, Fontäne Jet d’Eau und Uferpromenade

Den ersten richtigen Urlaubstag (Sonntag den 07.04.) verbrachten wir in Genf. Hier schauten wir die Stadt vom See aus an, flanierten auf den schönen Uferpromenaden und machten eine Fahrt mit einem der historischen Raddampfer. Es war wunderbar warm und sonnig, nur war die Sicht durch den Saharastaub stark eingeschränkt, so das uns das berühmte Alpenpanorama mit Mont Blanc leider vom Ufer und auch vom Schiff unsichtbar blieb. Es war aber trotzdem ein angenehmer Auftakt unseres Urlaubs. Den Abend genossen wir im Kerzenlicht auf der Terrasse unseres Ferienhauses mit Blick auf die Lichter des nördlichen Seeufers von Lausanne bis Montreux. Wie schon am ersten Abend einfach nur schön… .

Mont Ouzon ebenfalls im Saharastaub

Der heutige Montag begann vor dem Frühstück für mich mit einem kurzen erfrischenden Bad im See, womit meine Badesaison 2024 eröffnet war. Dann wollten wir in die Berge des Chablais, wo ich den Monte Ouzon (1880) für eine erste Bergtour ausgesucht hatte. Über das Seebad Évian (wo wir noch einen Stadtbummel machten) ging es dann am frühen Nachmittag das schöne Vallee d‘Abondance hinauf zum Col de Coubier auf 1230 m. Von da begann unser Aufstieg erst gegen 15:00 Uhr. Der Weg war bis zum letzten steilen Abschnitt leicht zu gehen. Dort war dann aber echtes Klettern angesagt, um die Rinne der Felswand unterhalb des Gipfels zu erklimmen. Elke blieb unten, ich kletterte allein hinauf und erreichte das Gipfelkreuz schneller als gedacht (ich war schon 16:30 oben, zwanzig Minuten eher als vom Wegweiser angegeben). Der Mont Ouzon ist ein schöner Panoramaberg, mit Sicht bis zum Mont-Blanc-Massiv und hinunter zum Genfersee auf der Nordseite.
Leider vermasselte der Saharastaub, wie auch schon gestern die Fernsicht und so sah ich lediglich die benachbarten Gipfel im Dunst genau wie den See.
Der Berg mit seinem anspruchsvollen finalen Kletteranschnitt (sehr ähnlich dem Monte Grona am Comer See) wird mir, als erster Gipfel in den Französischen Alpen überhaupt, immer im Gedächtnis bleiben.

 

10.04.2024 Le Mole und Col de Cou (10500 Schritte)

Blick von unserem Urlaubsdomizil hinüber nach Montreux im Abendlicht

Der gestrige Dienstag war total verregnet, ab 1500 m fiel Schnee. Wir verbummelten diesen Tag in Chamonix, von Mont Blanc und allen anderen Gipfeln war natürlich nichts zu sehen. Zurück am See gab es dann aber noch ein versöhnendes Abendrot mit dem berühmten „Alpenglühen“ über den schneebedeckten Bergen über Montreux. Ich finde immer mehr gefallen an der Landschaft hier und als wir dann noch ein wärmendes Feuer auf unseren Außenkamin entfachten, war es um uns beide geschehen. Wir saßen so lange, das es heute morgen mit dem Frühstück doch etwas später wurde… .
Trotzdem hatte ich einen Gipfel im Hinterland für uns ausgesucht, es sollte der Le Mole (1863 m) unweit von Bonneville mitten im lieblichen Chablais sein. Dort waren 700 Höhenmeter bis zum Gipfel zu gehen, also auch noch nachmittags machbar. Mir gefiel schon die Fahrt dorthin über den Col de Cou auf der Nebenstraße D12, wir fuhren durch eine romantische Berglandschaft in den Farben des Frühlings. Alles strahlte eine friedliche Gelassenheit aus, die blühenden Wiesen und Weiden mit Kühen, Pferden und Eseln, hübsche Dörfer und darüber die mit Neuschnee gepuderten Gipfel – eben eine Alpentraumlandschaft, wie wir sie aus dem Salzkammergut und dem Berner Oberland kennen.

Le Mole mit frischem Schnee bedeckt ragt aus der Frühlingslandschaft

Der Le Mole war schon von weitem zu sehen, auch er hatte eine hübsche weiße Haube bekommen. Diese schreckte uns aber nicht auf dem Weg nach oben. Stattdessen war es meine Unaufmerksamkeit als wir nach 1 1/2 Stunden umdrehen mussten weil der Weg unvermittelt endete. Wir waren an einer Kreuzung dummerweise falsch abgebogen, ich dachte der Weg führt hinauf und muss demzufolge richtig sein, was sich nun leider als ein Trugschluss herausstellte. Inzwischen war es schon 16:30 Uhr und wir beschlossen die Tour abzubrechen. Wie zum Hohn blickten wir genau an diesem Punkt auf die zum Greifen nahe Spitze des Le Mole. Aber ohne Weg durch den nassen Wald aufzusteigen wäre noch dümmer als falsch abzubiegen. So gingen wir leicht frustriert wieder den gleichen Weg hinab, der Weg zum Gipfel war nämlich als ein Rundweg beschrieben, was die Tour noch spannender gemacht hätte.
Auf der Rückfahrt holten wir uns dann am Col de Cou wenigstens noch ein kleines Gipfelerlebnis, als wir von dort zur Vierge de l’Aiguille (1225 m) hinauf gingen.
Inzwischen sind wir wieder am See angekommen, haben auch das wiederum spektakuläre Alpenglühen über Montreux gesehen, sitzen nun am wärmenden Feuer, hören den tosenden Wellen zu und ich beende hier den Report.

Spektakulärer Abendhimmel über dem See

 

11.04 2024 L‘Ardeve (1509 m, 300 Höhenmeter, 12200 Schritte)

Unser Ziel in Sicht, L’Ardeve direkt über dem Rhonetal vom Startpunkt in Ovronnnaz gesehen

Dieser Urlaub hat einen anderen Rhythmus als sonst, da wir auch gestern wieder lange am Feuer gesessen haben, geht es am Morgen nur langsam los. Nach dem Frühstück genießen das endlich warme und sonnige Wetter erstmal am Strand. Dabei wird auch gleich Holz für den heutigen Abend gesammelt.
So wird es wieder nur eine Halbtagsbergtour, die Fernsicht ist heute gut und deshalb entscheide ich mich für den L‘Ardeve, einem markanten Felssporn über dem Rhonetal in Ovronnaz. Hier wird das Auto abgestellt und 14:00 marschieren wir auf den Berg zu. Der Weg führt zunächst harmlos auf die bewaldete Rückseite dieser Felswand, dann wird es aber schnell immer steiler, schmaler und auch gefährlicher auf dem engen Pfad der nun stets direkt am Abgrund entlang führt. Es sind einige riskante Abschnitte dabei, die auch nach dem Regen noch nicht abgetrocknet sind. Hier kommt auch noch die Rutschgefahr dazu, vollste Konzentration ist gefragt und ohne die Hände geht gar nichts. Das habe ich mir bei weitem nicht so schwer vorgestellt.

Majestätische Gipfel direkt über Ovronnaz ( Bildmitte, Dent Favre 2917 m)

Wir erreichen den höchsten Punkt dennoch unversehrt aber angespannt. An dieser Stelle beschließen wir nicht noch weiter vor zur Kante zu gehen und bleiben fast zwei Stunden hier oben mit schönstem Blick über das Rhonetal auf die gegenüberliegenden Walliser Alpen und die Mont-Blanc-Gruppe. Mir gefallen hier auch die direkt über Ovronnaz emporragenden Spitzen, welche schon zu den Berner Alpen gehören, was für eine majestätische Kulisse… .

Blick vom L’Ardeve über das Rhonetal auf die Walliser Alpen mit Mont Gele (3023)

 

Blick vom L’Ardeve zur Mont-Blanc-Gruppe

Der Abstieg erfolgt ebenfalls mit größter Aufmerksamkeit, wird glücklicherweise von uns auch gemeistert. Der Berg hat es trotz seiner moderaten Höhe in sich und alle unsere Sinne gefordert. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind die Grundvoraussetzungen für den L‘Ardeve.
Nun brennt wieder das Feuer während ich den Bericht beende, es ist heute eine windstille Nacht am See.

 

12.04.2024 Chamonix zum Zweiten, Mont-Blanc-Massiv zum „Sattsehen“

Blick zum König der Alpen, dem Mont Blanc (4810), davor der Mont Maudit (4465)

Heute erfüllte ich mir einen schon lange schlummernden Traum, nämlich dem „König der Alpen“ einmal ganz nahe zu sein. Dafür müssen wir unsere gewohnte Praxis, fern aller Touristendestinationen in den Bergen unterwegs zu sein, mal ausblenden. Wir fahren noch einmal nach Chamonix, diesmal bei perfektem Wetter. Schon die Anfahrt ist vielversprechend, als wir am am Col de la Forclaz einen „blankgeputzten“ Himmel in Richtung des berühmten Wintersportortes sehen. Das sollte auch den ganzen Tag so bleiben, unser Plan ist wenn schon mit der Seilbahn nach oben, dann gleich an diesem Tag beide nutzen (zur Aiguille du Midi auf 3842 m und anschließend auf den gegenüberliegenden Le Brévent auf 2500 m). Das konnten wir auch bei nahezu perfekter Fernsicht umsetzen.

Gruppe der Grandes Jorasses mit mehreren Viertausendern (Pointe Walker 4208, links)

Wir begannen mit der Aiguille du Midi, ich hatte ja schon viel darüber gelesen und gesehen, aber von diesem Bergpanorama waren wir überwältigt. Die Sicht war heute phantastisch dort oben, die Gipfel standen alle wie für mich zum Fotografieren parat. Das war dann auch klar der Foto Hotspot dieses Urlaubs. Begeistert schaute ich auf die Walliser Alpen mit dem Dent Blanche , dem Grand Combin, dem Matterhorn und dem Monte-Rosa-Massiv, weiter hinüber nach Italien mit den markanten Grivola und Grand Paradis und natürlich zu den Spitzen des zum Greifen nahen Mont-Blanc-Massivs mit dem seinen Namen alle Ehre machenden Mont Blanc. Auch die vom Genfersee so dominanten Dents du Midi waren klar auszumachen.
Für über 3800 m empfanden wir es allerdings ungewöhnlich warm dort oben, wir hatten Plusgrade und das im April!

Tolle Fernsicht bis zu den Walliser Alpen mit Dent Blanche (4358), Grand Combin (4314) und Matterhorn (4478)

Anschließend spazierten wir durch Chamonix zur Talstationen der gegenüberliegenden Seilbahn zum Le Brévent. Der zwischen dem Mont-Blanc-Massiv und dem Aiguilles-Rouges-Massiv eingezwängte Wintersportort besticht mit seiner besonderen Geografie. Schließlich erheben sich die Gipfel bis fast 3800 direkt über der Stadt und sind zudem von hier unten auch zu sehen!
Oben auf dem Brévent auf 2500 m erblickt man dann das gegenüberliegende Mont-Blanc-Massiv in seiner gesamten Länge. Die Sicht aus dieser Distanz ist großartig, die Spitzen und Zacken der Steinernen Riesen bilden ein gigantisches Ensemble, welches den Fotografen in mir euphorisiert. Man schaut dazu auf die Zungen der einst bis Tal reichenden Gletscher. Auch hier ist wie allerorten In den Alpen der Gletscherschwund deutlich zu erkennen. Auch der Weiße Berg ist aus der Entfernung vielleicht sogar noch imposanter, hier sieht man schön wie sehr sich „Seine Majestät“ noch über die umliegenden Riesen erhebt.

Mont Blanc Blick vom Le Brévent
Gleicher Blickwinkel vor fast 70 Jahren (Fotopostkarte um 1960 Jahren aus meinem Archiv), beim Vergleich zeigt sich der dramatische Gletscherschwund
Blick vom Le Brévent nach Südwesten zum Baeufortain Massiv mit Mont Joly (2525)

Wir haben heute diese Gebirgskette von ihrer schönsten Seite kennengelernt, dieser Tag wird unvergesslich bleiben. Dankbar und glücklich sitzen wir inzwischen wieder am Genfersee. Das obligatorische Feuer lodert, es wird wieder ein langer Abend… .

 

14.04.2024 Abschlusswanderung, Waadtländer Riviera (Vevey-Montreux) + Wanderweg oberhalb vom Leman von Le Bouveret nach Saint-Gingolph (20500 Schritte, 13 km)

Gestern haben wir bei wiederum schönstem Sonnenschein einen entspannten Tag direkt hier im Haus am See genossen. Das erlebte vom Vortag musste auch erstmal sacken, deshalb eine Auszeit. Ich war sogar schwimmen, allerdings sind nicht mehr als 50 Züge drin, das Wasser ist einfach noch zu kalt.
Wir haben immer wieder Besuch von einem zutraulichen Schwanenpaar, durften Gestern sogar den kurzen Paarungsakt beobachten. Das Männchen war danach trotzdem so kaputt, das er sich direkt neben uns am Ufer erstmal ein Nickerchen gönnte. Wir waren in den fast zwei Stunden auch ganz leise, abends gab es das übliche Programm am Kamin.

Abendhimmel über dem Genfersee; Blick hinüber nach Lausanne

Zum Abschluss unseres Urlaubs hatte ich für heute eine Uferwanderung an der gegenüberliegenden Riviera ausgesucht und da die Sonne nun schon den vierten Tag in Folge strahlte, stiegen wir im benachbarten Saint-Gingolph in ein Schiff das uns nach Vevey brachte. Schon die Überfahrt auf dem Historischen Raddampfer war ein pures Vergnügen, denn das Panorama der schneebedeckten Gipfel und der frischgrünen Uferzonen ist umwerfend. Von Vevey ging es dann entlang der blumengeschmückten Uferpromenade, immer das imposante Alpenpanorama im Blick, in Richtung Montreux.

Das Dampfschiff „Vevey“ hatte uns genau dorthin gebracht und fährt nun weiter nach Montreux, überragt von den Dents du Midi
Seepromenade an der Fourchette in Vevey

So viel Schönheit ist kaum zu überbieten, auch die Gärtner haben wahre Kunstwerke in die Beete entlang des Seeufers gezaubert. Vevey war auch der Lieblingsort von Charlie Chaplin, den ich sehr bewundere, sein Denkmal habe ich hier auch innig umarmt. Die Stimmung war an diesem Sonntag total entspannt und wir spazierten beflügelt weiter.
Hinter Vevey kam ein Abschnitt wo man das Ufer verlassen und auf die laute Straße etwas weiter oberhalb wechseln muss, erst kurz vor Montreux geht es wieder an den See.
Die mondäne Kur- und Festivalstadt empfängt die Spaziergänger dann mit einer von Palmen gesäumten mediterranen Uferfront. Luxus pur hier allerorten, was für ein Kontrast zu den einfachen, gemütlichen Orten am französischen Ufer (wo ich gerade wieder am Feuer sitze und diesen Report schreibe).

Quai des Fleurs in Montreux

In Montreux stiegen wir dann wieder auf einen Raddampfer, der uns bis Le Bouveret brachte. Während der Überfahrt konnten wir das Panorama der Stadt genießen, passierten dann das berühmte Schloss Chillon und die Rhonemündung. Das Licht war jetzt perfekt und so konnte ich tolle Fotos machen. Blickfang dabei immer die Dents du Midi, eine über 3200 m hohe schneebedeckte markante Bergkette und die gegenüberliegenden Dents de Morcles. Beide markieren den Eingang ins Wallis und thronen über dem unteren Rhonetal.

Villeneuve mit Dents du Midi
Heimweg über dem See bei St. Gingolph

Von Le Bouveret wanderten wir final noch auf einem schönen Weg durch den Wald oberhalb des Sees bis nach Saint-Gingolph. Dabei fand ich viel Bärlauch, der dann auch beim Abendessen gleich mit verzehrt wurde.Morgen ist die schöne Zeit schon wieder vorbei und wir fahren über Basel wieder nach Berlin zurück.