29.04.-01.05.2023 Südengland; Seaside, Fußball und Weltstadt

Zur Abwechslung mal keine Radtour: Nach langer Unterbrechung bin ich mit meinem Sohn Thomas endlich wieder auf „groundhopping“. Seit vielen Jahren haben wir regelmäßig Fußballspiele in Großbritannien besucht, dabei unterschiedlichste Städte kennengelernt und unvergessliche Erlebnisse miteinander geteilt. Diesmal geht es nach Brighton, was mir sehr entgegenkommt, kann ich doch Meeresluft schnuppern und die Atmosphäre dieses historischen Seebades wieder spüren. Ich gebe zu, mir ist das Städteerlebnis im Gegensatz zu Thomas viel wichtiger als das Spiel, aber Fußball ist immer der „Aufhänger“ für die Vater-Sohn-Touren.
Nach vielen unerfreulichen Erlebnissen an den beiden Berliner Flughäfen sowie der Corona Epidemie bin ich seit 4 Jahren nicht geflogen und war demzufolge auch noch nicht am BER, verspürte auch wenig Freude beim Gedanken daran. Die negativen Schlagzeilen sind ja mit der Eröffnung dieses Airports nicht verstummt und so war ich besorgt was uns denn diesmal widerfahren würde. Aber erstaunlicherweise klappte alles, wir landeten sogar überpünktlich in London-Gatwick und waren schon 10:00 Uhr Ortszeit in Brighton, besorgten die Eintrittskarten für das Spiel und konnten bei schönstem Wetter schon eine erste Runde durch das Seebad drehen. Anschließend ging es zum Stadion, wo wir ein fulminantes 6:0 des Heimatvereins Brighton and Hove Albion gegen Wolverhampton erleben durften.

Am nächsten Morgen war ich schon zeitig auf Fototour an Strand und Promenade, erlebte den Sonnenaufgang und fand schöne Motive voller morbiden Charme, an die großen Zeiten des Seebades erinnernd (Bilder davon in meiner Seaside Galerie). Ich wäre an diesem Tag auch gern ins benachbarte Eastbourne gefahren, dort fand ich es noch charmanter und vor allem entspannter als in Brighton, aber Thomas hatte die Wahl und er entschied sich für London.
So fuhren wir nach dem Frühstück direkt zum Bahnhof London Bridge und beschränkten uns vor Ort auf die nähere Umgebung des Bahnhofs. Mir gefällt in dieser hektischen Riesenstadt sowieso das südliche Themseufer am besten und so bewegten wir uns stressfrei dort zwischen London Bridge und Tower Bridge. Wir stärkten uns zunächst in dem historischen Borough Market und fuhren hinauf auf den benachbarten Wolkenkratzer „The Shard“, wo sich von der 69. Etage ein atemberaubendes Stadtpanorama bietet. Dort erblickt man all die verschiedenen Hochhauscluster der rasant in die Höhe wachsenden britischen Metropole. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus, habe ja erst vor wenigen Tagen Frankfurt gesehen aber das hier ist noch eine andere Nummer. Wieder unten bummeln wir zur Tower Bridge, ohne die zu überqueren für mich ein Londonbesuch unvorstellbar ist. Nach zwei Pint Guiness in dem gemütlichen Pub an der Brücke schlendern wir wieder Richtung Bahnhof zurück. Diesen Weg sind wir zuletzt 2017 gegangen und die Skyline der Stadt hat seitdem imponierend zugelegt. Erstmals war ich 1995 dort und habe auch noch die Fotos von damals.

Der letzte Tag in Brighton beginnt für mich vor dem Frühstück mit einem Bad im Bad im erfrischend kaltem Meer, damit ist die Badesaison eröffnet. Wir haben noch viel Zeit bis zum Abflug und genießen bei immer noch sonnigem Frühlingswetter die britische Seaside Atmosphäre. Heute ist der 1. Mai, Labour Day und der Trubel dementsprechend. Thomas staunt über den riesigen Brighton Pier, so eine Seebrücke, die einem kompletten Vergnügungspark Platz bietet, hat er noch nicht gesehen. Wir sitzen bei Fish and Chips im Pier Restaurant und schauen genüßlich auf das Treiben auf dem schon über 120 Jahre alten Bauwerk. Dessen Gegenpart der, noch ältere West Pier ist nach Bränden und Sturmschäden heute nur mehr eine Ruine aber bildet ein tolles Fotomotiv (im Archiv findet ihr historische Ansichten davon).
Am Nachmittag begeben wir uns dann zum Flughafen Gatwick, wie schon bei allen Bahnfahrten in den drei Tagen sind alle Züge pünktlich, auch alle anderen Züge auf den Anzeigen sind immer „On Time“ ich kann es kaum glauben…. Wie hat man noch vor wenigen Jahrzehnten aus deutscher Sicht herablassend auf das marode britische Transportsystem geschaut, ich grüße hiermit die Verantwortlichen am Bahnchaos in Deutschland: Schröder, Mehdorn und Konsorten schämt euch wenn ihr das noch könnt!
Da der Rückflug auch problemlos verläuft, habe ich auch mit dem BER erstmal meinen Frieden gemacht. Fliegen bereitet mir aber nach wie vor kein Vergnügen mehr und wir werden das weiterhin versuchen zu vermeiden.
