01.03.2025 Lauterbach (Hessen) – Altenstadt – Hanau 110 km
Für den heutigen Samstag hatte ich mir eine längere Tour durch das Vogelsbergmassiv und die Wetterau in Oberhessen vorbereitet. Auf dem Vulkanradweg (Teil des Hessischen Bahnradweges) wollte ich nach Süden bis nach Altenstadt fahren, wo dieser Weg endete, und der Bahnradweg weiter bis zum Tagesziel Hanau führte.

Start war in Lauterbach, wo ich nach Umstieg in Fulda, pünktlich um 10:00 Uhr ankam. In der idyllischen Kreisstadt des Vogelsbergkreises gab es zunächst den üblichen Kaffee-und Fotostop. Anschließend ging es hinauf in die Berge. Der über 30 Kilometer lange Anstieg erfolgte ausschließlich auf der stillgelegten Bahntrasse. Dadurch war dieser schöne Weg leicht zu fahren, zudem hatte ich dort auf dem bis zu 20 m hohen Bahndamm immer wieder weite Panoramablicke auf diese Landschaft. Das Wetter spielte heute auch mit, es war trocken, gerade frostfrei, bewölkt aber mit einer super Fernsicht. Schon nach wenigen Kilometern wusste ich, das wird heute ein Tag zum Genießen! Für die Strecke hatte ich auch genügend Zeit eingeplant, denn der ICE ab Hanau fuhr erst 19:30 Uhr. So gab es auch diesbezüglich keinen Stress.

Gleich hinter Lauterbach passierte ich zwei einstige Bahnhofsgebäude an der Strecke, welche nun als Café oder Wirtshaus dienen. Heute war hier natürlich absolute Stille, ich kann mir aber das sommerliche Treiben gut vorstellen… . Die Vogelsbergbahn wurde 1975 für den Personenverkehr endgültig stillgelegt, die Vogelsberger Südbahn sogar schon 1958. Im Jahr 2006 startete dann auf der kompletten Strecke bis nach Altenstadt-Höchst die gelungene Umwidmung zum Radweg. Den Namen „Vulkantrasse“ bekam der Radweg aufgrund der geologischen Geschichte des Vogelsberges.

Einen ersten architektonischen Blickfang direkt über der Trasse bildete das Schloss Eisenbach, welches romantisch über dem Tal thronte. Dessen Geschichte reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück und wird auch als „Wartburg Oberhessens“ bezeichnet. Weiter hinauf radelte ich dann bis Herbstein, wo ich immer wieder neue Panoramablicke auf den Ort inmitten der Berglandschaft erhaschen konnte. Dort oben, weit vor den Toren Herbsteins, entdeckte ich eine historische Hinrichtungsstätte aus dem frühen 18. Jahrhundert. Hier wurde die Gerichtsbarkeit der Fuldaer Bischöfe brutal praktiziert. Man sieht noch die steinernen Pfeiler auf denen einst der hölzerne Galgenbalken ruhte. Von dort blickte ich erstmals auf die noch schneebedeckten Bergkuppen des Vogelsberges am Oberwald.


Genau dorthin führte auch der Weg, bis in Hartmannshain der höchste Punkt (570 m) des Tages und auch des gesamtem Bahnradweges erreicht war. Dort oben lag sogar auf dem Weg noch Restschnee. Hier machte ich noch einen kleinen Abstecher per Pedes auf einem Wanderweg hinauf zum Weißen Stein (607 m). Nun ging es die nächsten 40 km sanft aber stetig hinab, was für ein Genuss! Über Gedern „rollte“ ich nach Hirzenhain, wo ich auf die Nidder traf. Dieser Fluss begleitete mich nun viele Kilometer bis nach Eichen.


Nach einer kurzen Rast in Lißberg gelangte ich in die, wie auch Lißberg, über dem Flusstal gelegene Kleinstadt Ortenberg. Diese hübsche Fachwerkstadt überraschte mich mit ihrem romantischen Stadtkern, wo ich in den urigen Gassen dann auch die fotografischen Höhepunkte des Tages fand. Um Ortenburg zu erkunden ließ ich mir viel Zeit, bei der Suche nach den schönsten Motiven.


Nach diesem architektonischen Kleinod erreichte ich wenig später mit dem Naturschutzgebiet Mittleres Niddertal bei Stockheim nun ein landschaftliches Juwel. Viele Störche gab es dort zu sehen, ich bin mir nicht sicher ob die Vögel dort überwintert haben. Von der Strecke blickte man auf die schon weit entfernten, schneebedeckten Kuppen des Vogelsberges zurück. Wenige Kilometer weiter flussabwärts kam ich dann in Eichen durch ein hessisches Dorf wie aus dem Bilderbuch. Die Bauernhäuser aus Fachwerk reihten sich eng an einander. Da fiel mir die TV Familienserie „Diese Drombuschs“ aus den 1980ern ein, genau hier würde ich die Kulisse verorten.

In Eichen verließ ich auch das Niddertal, womit die lange Abfahrt ein Ende hatte. Auf dem anschließenden Streckenabschnitt gab es noch zwei längere Steigungen zu meistern. Diese brachten mich auf die Hohe Straße, welche eine tolle Fernsicht zurück zum Vogelsberg, dem Taunus und zum Spessart boten. Das letzte Stück Weg führte nur noch talwärts bis zum Main hinunter, wo ich mein Tagesziel Hanau gerade noch in der Dämmerung erreichte. Nach einem letzten Stop am Neustädter Marktplatz radelte ich zum Bahnhof, wo ich meinen Zug locker erreichte.


Jetzt sitze ich bequem im ICE auf der Heimfahrt und beende diese Zeilen gerade zwischen Kassel und Göttingen.
Diese Tour gehört mit zu den schönsten, die ich je in der kalten Jahreszeit absolviert hatte. Die Wegführung, der Zustand der Strecke und die Beschilderung waren vorbildlich.