Jahresurlaub in Gravedona am Comer See 03.-19.09 2023

04.09. 2023 Anreise (Zürich, Walensee)

Walensee mit den Churfirsten

Hurra, wir sind heute Abend mal ohne Stress und Stau in unserem Lieblingsferienort angekommen. Gestern sind wir per ICE ab Südkreuz gestartet und haben fast pünktlich am Nachmittag Zürich erreicht. Hier erkundeten wir im warmen Abendlicht die schöne Stadt bei einem ausgedehnten Stadtbummel.
Am heutigen Montag holten wir nach dem Frühstück unseren Mietwagen ab und dann ging es auch schon in Richtung Alpen, wo wir den Hauptkamm wieder über den Splügenpass queren wollten. Vorher ergab sich am schönen Walensee die Möglichkeit für ein paar Stunden die Sonne am Seebad in Mols vor der imposanten Kulisse der Churfirsten zu genießen, für mich die Gelegenheit für ein ausgiebiges Schwimmtraining im See. Zufrieden und schon im Urlaubsmodus ging es dann über den Splügen hinunter in Richtung Chiavenna und weiter zum Comer See. Angekommen in Gravedona, wurden wir wieder herzlich empfangen und sitzen gerade bei Franco an der Bar um den Tag ausklingen zu lassen und schmieden mit ihm Pläne für unsere Bergtouren.

06.09.2023 Erste Bergtour, Monte San Primo 1682 m (600 Höhenmeter, 15500 Schritte)

Blick zurück zum Monte San Primo, der Aufstieg erfolgte über die rechte Kante durch den Wald

Nachdem wir den gestrigen ersten Tag am Lario, der auch durchweg bewölkt war, erst am Lido in Porlezza (Luganer See) und dann in Menaggio am Lungolago ganz gemütlich angegangen sind, ging es heute in die Berge. Erstes Ziel war der zwischen den beiden Armen des Sees (Lariano-Dreieck) oberhalb von Bellagio gelegene Panoramaberg San Primo. Dafür mussten wir zunächst mit der Autofähre von Cadenabbia nach Bellagio übersetzen, dann ging es hinauf bis zum Parkplatz auf ca. 1100m Höhe. Der Weg zum Gipfel war nicht sehr weit aber steil und nicht ganz leicht zu gehen. Bei Nässe ist er lebensgefährlich, aber die Bedingungen waren recht gut und wir erreichten glücklich den Gipfel dieses Berges. Hier oben bot sich uns ein umwerfend schönes Panorama über den See nach Norden , die beiden Arme und die Bergwelt zwischen Luganer Voralpen, Bernina Alpen und Bergamasker Alpen. Leider war die Fernsicht durch den ganztägigen Dunst etwas getrübt. Hier oben verbrachten wir ganze zwei Stunden und dann folgten wir dem Kamm zu den benachbarten kleineren Gipfeln Cima der Costone und Monte Ponciv, die wir auch überquerten. So ergaben sich noch weitere Gipfelerlebnisse mit schönen Aussichten auch auf den San Primo zurück. Anschließend ging es dann sanfter hinab in einem weiten Bogen zurück zum Parkplatz, so das wir am Ende einen wunderschönen Rundkurs absolviert hatten. Ein perfekter Einstieg in Bergwelt um den See.

Blick vom Monte San Primo nach Norden

 

08.09.2023 Gletschertour, vom Malojapass zum Forno-Gletscher (2250 m, 450 Höhenmeter, 26500 Schritte)

Gletschersee und Gletscherzunge am Forno

Wie gewohnt folgte auf den ersten Bergtag ein Entspannungstag am See, den wir gestern am Lido in Colico verbracht haben. Das Wasser war herrlich und so konnte ich noch einen neuen Langstreckenrekord im Rückenschwimmen verbuchen.
Heute fuhren wir auf die Schweizer Seite der Berge um vom Malojapass durch das Fornotal hinauf zum gleichnamigen Gletscher zu wandern. Der Weg dorthin war nicht schwer, (nur leicht und stetig ging es bergauf) aber sehr lang. Wir passierten zunächst den schönen Cavloccio-See und folgten dem ablaufenden Schmelzwasser des Gletschers immer weiter das Tal hinauf. Eine imposante Berglandschaft mit mehreren Dreittausendern links und rechts boten dabei eine schöne Kulisse. Endlich kam auch der obere Teil des Gletschers unterhalb der majestätischen Cima die Rosso (3365 m) in Sicht und wir hatten das noch weit entfernte Ziel schon mal vor Augen. Nach 4 1/2 Stunden erreichten wir die Gletscherzunge des Fornogletschers und konnten dem Abschmelzen direkt zuschauen. Wir haben ja hier in den Bernina-Alpen auf unseren Touren schon einige Gletscher gesehen und jedesmal macht der Anblick nachdenklich. Denn das Ende der meisten ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Auf dem Weg sieht man ja schon wie die Natur die einstigen Gletscherzonen langsam erobert, aber was passiert wenn der tosende Strom des Schmelzwassers einmal verebbt?
Hier am Gletschersee waren wir ganz allein im weiten Rund und genossen die Stille und Anmut der schroffen Berglandschaft in vollen Zügen. Um noch im Tageslicht den Parkplatz am Pass zu erreichen mussten wir uns dann aber noch vor 17:00 Uhr auf den Rückweg begeben, der auch 3 1/2 Stunden dauern sollte.

Gletscherschmelze zum Anfassen, Ausgehöhlte Gletscherkante am Fornogletscher

 

10.09.2023 Panorama über dem Val Masino, Preda Rossa- Pizzo Mercantelli (2070 m, 200 Höhenmeter, 16600 Schritte)

Ligoncio Gruppe vom Kamm gesehen
Kammweg mit Blick zum Scermendone Pass

Erholt vom Lido am gestrigen Samstag, starteten wir heute die nächste Gebirgstour. Wir fuhren in das schöne Val Masino zur Hochebene von Preda Rossa (1940 m) wo wir starten wollten. Hier oben war viel Betrieb, es war Sonntag dazu herrliches Wetter und es ist ja auch ein echtes Wanderparadies. Glücklicherweise gingen fast alle Wanderer dem Monte Disgrazia entgegen zur Ponti Hütte hinauf (den Weg sind wir vor zwei Jahren schon einmal gegangen), wir wollten heute genau in die andere Richtung zur Scermendone Hütte auf 2140 m und dann oben auf dem Kamm leicht abwärts über mehrere kleine Kuppen zum Pizzo Mercantelli laufen.

Blick vom Kamm zum Monte Disgrazia

Der Weg begann erstmal recht anspruchsvoll, denn um den Sasso Arno herum hieß es steil auf und ab zu kraxeln. Nach dieser Passage durchquerten wir die Ebene von Scermendone und folgten dann nur noch einen Wirtschaftsweg nach oben. Schon nach einer Stunde erreichten wir den Kamm, wo sich eine wunderbare Panoramasicht auf die Gipfel des Val Masino bot. Es war klar mit nur einigen Quellwolken, somit das beste Bergwetter das man sich wünschen kann. Auf Grund seiner Höhe stach natürlich der Monte Disgrazia (3678 m) heraus, der sich mit seinem fast verschwunden Preda Rossa Gletscher, den Moränen und der Hochebene von seiner schönsten Seite zeigte. Wir waren begeistert und begaben uns vergnügt auf dem Kamm weiter nach Westen. Außer Murmeltieren war hier oben niemand, totale Stille die wir genossen haben.
Das Bergpanorama brachte nach und nach weitere Gipfel zum Vorschein, wodurch das Glück noch gesteigert wurde. Am Ziel der Tour auf dem Monte Mercantelli schauten wir sogar auf den Pizzo Badile und den Pizzo Cengalo so das die Berge des Val Masino fast vollzählig vor uns standen. Hier gab es die verdiente Brot-und Auszeit, dann ging es ganz gemütlich zurück auf diesem Panoramaweg. Unter uns auf der Südseite schauten wir auf das breite Veltlinstal und die Bergamasker Alpen im Dunst.
Zurück in Preda Rossa, lagen wir noch eine Weile am Ufer des Gletscherbachs in der Abendsonne, worin die Füße die verdiente Entspannung fanden. Ein schönes Finale eines traumhaften Alpentages hier oben.

Blick zu den Giganten des Bergell, Pizzo Badile und Pizzo Cengalo

 

12.09.2023 Val Malenco, Chiareggio-Lago Pirola (2350m, 750 Höhenmeter, 15200 Schritte)

Panorama über dem Lago Pirola

Ausgeruht vom gestrigen Strandtag ging es heute nach dem Val Masino hinein in das nächste Seitental des Veltlin. Unser Startpunkt war heute Chiareggio im Val Malenco, ein herrliches Wandergebiet eingerahmt von den höchsten Gipfeln der Bernina-Alpen. Das Wetter hier oben war ein weiteres Mal hervorragend. Man glaubt es immer gar nicht wenn aus dem (hitzebedingten) Dunst vom See hier hinaufkommt. Ganz klar mit Sonne und Quellwolken begrüßte uns Chiareggio. In diesem Bergdorf ganz am Ende des Tales auf 1600 m Höhe starteten wir unsere heutige Tour zum Lago Pirola.

Blick beim Aufstieg zur Cima di Vazzeda mit gleichnamigem Gletscher

Wir wählten den anspruchsvollen, steilen Weg direkt hinauf zum See. Hier waren einige schwierige Passagen zu gehen, vor allem im oberen Abschnitt auch ausgesetzte Felspassagen die uns einiges an Kraft und Mut abverlangten. Nach 2 3/4 Stunden erreichten wir den See auf 2300m Höhe und waren fasziniert von der Schönheit des Panoramas hier oben.
Der Blick reichte vom Monte Disgrazia mit seinem Ventinagletscher über die Chima die Rosso, Pizzo Malenco bis zur Cresta Guzza (3870m). Dabei gab es bei vielen Gipfeln einen Wiedererkennungseffekt, da wir beispielsweise die majestätische Disgrazia erst vorgestern genau von der anderen Seite aus dem Val Masino gesehen haben, oder die Cima di Rosso aus dem Val Forno auf der gegenüberliegenden Schweizer Seite am vergangenen Freitag. Wir bekommen ein immer besseres Gefühl für die hiesige Bergwelt durch unsere vielen Touren hier in den Bernina-Alpen, ob von Norden über Bergell und Oberengadin oder von Süden über das Val Chiavenna oder das Veltlin, ich kann die Berggruppen und Täler schon toll zuordnen.
Der Lago Pirola glitzerte dazu in einem wunderschönen Blauton und wir stiegen noch etwas weiter hinauf um den den Ventinagletscher in seiner Gänze zu erblicken. Auf 2350 m gab es dann die Brotzeit in einem menschenleeren Naturparadies (uns begegneten genau zwei Wanderer an dem ganzen Tag) voller wilder Schönheit. Es blieb auch noch Zeit um mit einem ordentlichen Steinmandl eine temporäre Markierung zu setzen.
Der Abstieg auf der gleichen Route war auch nicht leichter, aber nach über zwei Stunden kamen wir glücklich wieder in Chiareggio an.

Unser Steinmandl hoch über dem Val Malenco mit Pizzo Malenco

 

14.09.2023 Monte Bregagno (2107 m, 1000 Höhenmeter, 21000 Schritte)

Kapelle St. Amate auf dem Weg zum Gipfel des Bregagno

Gestern hatten wir den ersten Regentag, zumindest der Vormittag war sehr nass. Wir fuhren erst gegen Mittag zum Lago di Mezzola, spazierten dort eine Weile am Ufer und tatsächlich wurde das Wetter etwas besser, so dass wir noch drei schöne Stunden dort am kleinen Lido verbracht haben. Sogar mein Schwimmtraining habe ich noch durchführen können, allerdings etwas verkürzt. Denn der See ist deutlich kälter, da das Wasser aus den Bergen zuerst diesen See durchfließt um dann schon erwärmt weiter dem Comer See zuzuströmen.
Heute war nun wieder Bergtag, den Monte Bregagno (2107m) beobachten wir schon seit Tagen und warten schon auf das perfekte Wetter für eine Gipfeltour dort hinauf (auf den Bregagno schauen wir täglich schon vom Frühstückstisch).
Heute schien der richtige Tag und wir fuhren über Menaggio hinauf nach Breglia, wo das Auto auf ca. 1100 m geparkt wurde. Leider wurde die Hoffnung je höher wir kamen immer kleiner. Wolken zogen am Berg hinauf, immer mehr und immer dunkler. Als wir nach 3 1/2 Stunden den Gipfel erreichten war leider alles zu, so ist es manchmal eben auch, wir hatten bisher so viel Glück mit dem Wetter und waren darum dankbar trocken das Gipfelkreuz erreicht zu haben.

Kammweg mit Blick Blick hinunter zum Comer See

Hier oben ergaben sich dann gelegentliche Wolkenlücken zum See hinunter, aber der erhoffte Blick nach Westen auf die Walliser Alpen blieb uns total versperrt. Es wurde auch immer kälter und wir begaben uns bald nach der Brotzeit wieder auf den Abstieg, wo wir dann auch noch von Regen begleitet wurde. Nach 2 1/2 Stunden waren wir durch das Wolkenmeer wieder abgetaucht am Ausgangspunkt zurück.
Der Weg war relativ einfach zu gehen und wir hatten trotzdem einen schönen Tag auf dem langen Kamm hinauf zum Bregagno und wieder hinunter.

Wetterumschwung, Regenwolken ziehen über den Kamm

 

16.09.2023 Abschiedswanderung Castasegna-Soglio und zurück (520 Höhenmeter, 17200 Schritte)

Blick auf das romantische Bergdorf Soglio

Die lang anhaltende Schönwetterperiode scheint nun beendet, der gestrige Freitag beginnt erneut regnerisch und wir entscheiden uns für einen Ausflug nach Bergamo.
Heute war es ebenfalls den ganzen Tag bewölkt, aber es blieb trocken und wir fuhren in das Bergell, um zum Abschied von den Alpen eine Genusswanderung der gemächlichen Art in den Kastanienhainen zu unternehmen. Start war in Castasegna direkt hinter der Grenze in Graubünden. Wir gingen den schön angelegten Kastanienlehrpfad hinauf nach Soglio, einem ganz leicht zu bewältigenden Wanderweg. Wie auch Castasegna ist Soglio ein wunderschönes historisches Bergeller Bergdorf. Oben in Soglio wurde ausgiebig pausiert und die Schönheit der Landschaft und die Ruhe des Dorfes genossen. Leider versteckten sich gerade heute die höchsten Gipfel, die direkt gegenüberliegenden Badile und Cengalo den ganzen Tag in den Wolken. Wir stiegen noch etwas weiter hinauf und gingen dann den oberen Weg zurück nach Castasegna, so das sich ein Rundweg ergab. Dabei passierten wir jeweils einen spektakulären Wasserfall, der große und tiefe kreisrunde Becken in den harten Stein gefräst hatte. Das sah aus wie eine Wasserrutsche, die wegen der letzten Regenfälle auch tosend daherkam.
Morgen ist noch einmal Strandtag geplant, denn die Sonne soll zurückkommen und dann geht es am Montag leider schon wieder zurück nach Zürich. Hier bleiben wir noch eine Nacht, treffen noch Elke’s Onkel und Cousine, dann geht es am Dienstag wieder per Bahn nach Berlin.
Viel zu schnell sind die Tage am Lario wieder vergangen, wie in den vergangenen Jahren war es traumhaft schön in den Bergen und an den Seen. Wir haben schon Pläne für die Bergtouren für das kommende Jahr geschmiedet und hoffen auf ein Wiedersehen 2024 in Gesundheit bei Franco und Martina.