02. -24.09.2024 Lago di Como (+Zürich)
02. + 03.09.2024 Anreise

Am gestrigen Montag wollten wir morgens 5:33 Uhr vom Bahnhof Südkreuz in Richtung Zürich starten, der Zug kam aber schon mit einer halben Stunde Verspätung an und diese erhöhte sich dann im Laufe der Fahrt noch ein wenig. Ich war froh, das er überhaupt kam, denn am Mittwoch hatte ich mir eine letzte Fahrradtour vor dem Urlaub nach Hessen geplant und wollte genau diesen Zug bis Fulda benutzen, der an diesem Tag jedoch komplett ausfiel und somit auch meine Radtour. Mit der Deutschen Bahn wird es leider immer schlimmer, als Vielfahrer merke ich die Verschlechterung besonders, so oft wie in diesem Jahr wurde ich noch nie enttäuscht… . Zugausfälle, Verspätungen, überfüllte Züge usw. Im Winter die ewigen Streiks und nun ständig neuer Ärger, ich nenne auch gleich mal die Verantwortlichen dieses Desasters: die Verkehrspolitik seit Gerhard Schröder und der seitdem aufgeblähte Apparat von „Nieten in Nadelstreifen“ (wie es Herr Weselsky treffend formuliert hat). Für den Weg zur Arbeit habe ich die Bahn seit dem Winter völlig abgewählt, sonst bin ich noch ein Teilstück mit der S-Bahn gefahren, aber seitdem ich dadurch immer öfter zu spät kam, nutze ich ausschließlich das Rad und komme so täglich auf 65 km. Das bringt auch einen zusätzlichen Trainingseffekt, nur muss ich schon um 4:00 Uhr morgens aufstehen und bin auch nie vor 17:00 Uhr Zuhause. Das ist nicht so schlimm, nur mein feierabendliches Schwimmtraining am Wannsee musste ich dadurch streichen.
So, das musste ich jetzt mal loswerden, aber nun zurück zum Urlaub: Wir sind dann am Montag Nachmittag in Zürich angekommen und hatten noch einen schönen Abend in der Stadt. Zunächst zog es uns zum Zürichsee, wo wir auch eine Rundfahrt mit einem Linienschiff auf dem See gemacht haben, danach kehrten wieder in den schön gelegenen Biergarten Bauschänzli ein, um anschließend eine neue Seite der Stadt kennenzulernen: Da unser Hotel diesmal im Stadtteil Wiedikon lag, konnten wir heimwärts schön am Schanzengraben spazieren und die Sihl (den zweiten Fluss der die Stadt durchquert) überqueren um dann der Straßenbahn bis zum Goldbrunnenplatz zu folgen (es wurde spät).

Nach einem ordentlichen Schweizer Frühstück begaben wir uns dann zum Flughafen um unseren Mietwagen zu übernehmen, was länger dauerte als erwartet, aber gegen 13:00 Uhr starteten wir dann gen Süden. Wie schon im letzten Jahr war eine Pause am Walensee geplant. Dort am Strand in Mols begann dann für mich auch der Urlaub, als ich nach ausgiebigem Schwimmtraining glücklich aus dem Wasser stieg. Anschließend fuhren wir den bekannten Weg über Chur hinauf zum Splügenpass, wo wir die Grenze zu Italien passierten und dann hinunter bis zu unserem Urlaubsort Vercana am Comer See. Unsere langjährigen Gastgeber und Freunde Martina und Franco haben sich leider in den Ruhestand verabschiedet, wodurch wir uns in diesem Jahr eine neue Unterkunft hier suchen mussten. Die beiden werden wir natürlich besuchen, aber es fällt schwer auf die gewohnten, herzlichen morgentlichen und abendlichen Gespräche zu verzichten. Mal sehen wie sich das hier in Vercana entwickelt, wir sitzen jetzt auf dem Balkon hoch über dem See, es ist 22:30 Uhr und ich beende nun diesen Bericht.
05.09.2024 Valmalenco, Chiareggio – Alpe Ventina 1965 m (360 Höhenmeter, 13700 Schritte)

Den gestrigen ersten Urlaubstag am Lario starteten wir bei Regen erstmal ganz gemütlich mit einem Abstecher in unser geliebtes Gravedona, dem langjähriger Urlaubsort, mit einem Bummel an der Uferpromenade. Anschließend fuhren wir zum Lido nach Colico in der Hoffnung auf einen wenigstens trockenen Nachmittag am Strand. Überraschenderweise kam sogar die Sonne heraus und hielt sich stabil die ganze Zeit am See. Ich konnte wunderbar schwimmen, entspannen und lesen. Den Abend verbrachten hier oben in Vercana, wo sich bei Panoramablick über dem See noch ein spektakuläres Gewitter zeigte, welches schwarze Regenwolken mit Starkregen besonders auf den gegenüber liegenden Monte Legnone schickte. Das Ganze war wunderbar von der Restaurantterrasse zu beobachten.

Heute ging es nun endlich in die Berge, zum Start hatte ich eine, auch bei dem leider angesagten ganztägigen Regen, machbare Tour ausgesucht. Wir fuhren in das Valmalenco bis in den hintersten westlichen Zipfel nach Chiareggio auf knapp 1600 Höhenmetern. Nach der letztjährigen Tour ab hier hinauf zum Lago Pirola (siehe Tourenbericht 2023) hatte ich den Ventinagletscher auf dem Schirm, wir hatten ihn damals von oben gesehen und nun wollten wir uns dem Gletscher direkt über die Alpe Ventina nähern. Der Tag begann, wie schon geahnt, regnerisch – wir machten uns aber trotzdem auf den Weg in das Valmalenco- weil ich wusste diesen Weg zumindest den unteren Teil können wir gefahrlos auch im Regen schaffen. Genauso war es dann auch vor Ort, gemächlich aber stetig führte der Weg aus dem Tal hinauf zur Alpe Ventina auf 1965 Höhenmeter, welche wir durch die Regenkleidung einigermaßen geschützt auch nach gut einer Stunde erreichten. Hier, im Rifugio Gerli Porro, gab es heißen Tee – wir hielten Brotzeit und beobachten das Wetter. Der Regen verstärkte sich leider noch, nun war nicht einmal mehr die Gletscherzunge auszumachen, welche wir beim Eintreffen in der Hütte noch bewundern konnten, alles versank im Grau der Wolken. Ich ging allein noch bis zur nächsten Hütte, prüfte den völlig durchnässten Weg mit dem Ergebnis, das es keinen Sinn macht weiter hinauf zu gehen. So begaben wir uns, leicht enttäuscht wieder hinunter nach Chiareggio. Die Entscheidung war absolut richtig, denn beim Abstieg intensivierte sich der Regen noch einmal und wir waren froh unversehrt am Auto angekommen zu sein. Die Natur bestimmt die Regeln hier oben und das gilt es zu akzeptieren, das haben wir schon längst gelernt. Der Tag war trotzdem unvergesslich und deshalb kann ich jetzt entspannt, zurück am Comer See diesen Report beenden. Nun sitzen wir auf der Terrasse über dem See und genießen das inzwischen wieder sichtbare Bergpanorama im Abendlicht in der Hoffnung auf Wetterbesserung.

07.09.2024 Val dei Ratti, Fresnedo und Mot Piz (800 Höhenmeter, 23700 Schritte)

Gestern war Strandtag, allerdings fing der der auch erst nach 13:00 Uhr an, als das Wetter sich endlich besserte. Wir fuhren zum Lago di Mezzola, der etwas oberhalb vom Lario liegt und über einen kleinen Lido verfügt, welchen wir auch erst im vergangenen Jahr entdeckt hatten. Wie schon am Mittwoch kam die Sonne wirklich heraus und bescherte uns einen perfekten Nachmittag dort. Ich konnte ausgiebig schwimmen (das Wasser dort ist merklich kälter als im Lario), lesen, entspannen und sogar eine kleine Gruppe von Steinmandl’n bauen.
Heute lachte die Sonne schon am Morgen, schien direkt hinein ins Zimmer und weckte uns, ein Tag für die Berge war geboren! Voller Vorfreude genossen wir unser Frühstück auf der Panoramaterrasse unserer Unterkunft. Anschließend fuhren wir wieder zum Lago Mezzola, doch von dort hinein in das Val dei Ratti, wo wir die Mautstraße hinauf bis auf 800 Höhenmeter nutzten, um nun zunächst bis in das Bergdorf Frasnedo zu wandern. Dort, auf 1280 m, gelangten wir nach ca. einer Stunde an und pausierten am Rifugio Frasnedo. Ab dort ging es dann steil hinauf in Richtung Forcella di Frasnedo, den Weg verließen wir kurz vor davor um die Panoramaaussicht des Mot Piz auf 1602 zu genießen.


Das war traumhaft schön dort oben, nicht einfach zu gehen, aber ein kleiner einsamer Gipfel (wir trafen weder auf dem Weg nach oben noch auf dem Rückweg nach Frasnedo einen einzigen Menschen…) mit Blick auf den Sasso Manduino (einen meiner Lieblingsberge, weil er mit seiner markanten Form das gesamte Nordufer ders Comer See’s dominiert), den Monte Spluga, den Lago di Mezzola, den Lago di Como und im Norden die Gruppe um den Monte Gruf. Die Berge waren teils in Quellwolken gehüllt, aber oft auch zu sehen – ein Traumtag hier oben und was für ein Kontrast zu der Regentour im Valmalenco. Glücklich stiegen wir gegen 16:30 wieder hinab und hatten im Rifugio noch eine schöne Brotzeit mit netten Leuten. Dann ging es weiter hinunter zum Auto und inzwischen sitzen wir auf unserem Balkon hoch über dem See in Vercana.

10.09.2024 Val Masino (Valle dei Bagni, 320 Höhenmeter, 15500 Schritte)

Dem wunderschönen Bergtag am Samstag folgte ein völlig verregneter Sonntag, als es schon in der Nacht anfing zu schütten. Es regnete sich richtig ein und hörte erst am in der Nacht zum Montag wieder auf. Starkregen, Dauerregen was auch immer, der einem die Lust selbst auf einen Spaziergang mit Schirm nahm. Hier oben in Vercana waren wir Zeitweise in ein Wolkenmeer gehüllt, wie ich es selten gesehen habe. Alles um einen verschwand innerhalb von Minuten, selbst die Nachbarhäuser. Das Schauspiel schauten wir uns von der überdachten Terrasse unserer Unterkunft stundenlang an. Der Montag machte schon am Morgen alles wieder gut, ein frischer Wind hatte die Regenwolken endlich weggeblasen und wir genossen einen wundervollen Strandtag in Colico. Am Abend trafen wir uns unten am See in Domaso mit unserer einstigen Gastgeberin und Freundin Martina zu einem gemütlichen Tagesausklang. Der Heimweg hinauf nach Vercano war überstrahlt von einem wunderbar klarem Sternenhimmel.

Heute, wir konnten es kaum glauben, lachte erneut die Sonne schon am Morgen, und wir brachen sofort nach dem Frühstück in das von uns gern besuchte Val Masino auf, um eine Tour vom Bagni del Masino (1170) hinauf in Richtung Merdarola zu machen. Das Ziel wollten wir spontan festlegen, so weit hoch wie möglich auf jeden Fall für den bestmöglichen Panoramablick. Unser Vorhaben wurde aber schon nach einer Stunde an der Cascada auf ca. 1490 m gestoppt, wo der kleine Wasserlauf welcher normalerweise problemlos zu durchqueren ist, durch den vielen Regen der letzten Tage zu einem mächtigen Naturschauspiel gewachsen war.


Hier entschieden wir nicht durch die Fälle zu gehen, leider schön der zweite wetterbedingte Rückzug in diesem Urlaub… . Schöne Gipfelblicke gab es aber auch von dort schon zu bestaunen, über San Martino ragte der Monte Disgrazia (3648), direkt gegenüber die Gruppe um die Cima del Cavalcorto (2763) und im Norden der Pizzo Badile (3308). Zurück im Valle dei Bagni, machten wir das Beste aus diesem Tag, wir genossen die Sonne auf der Alm im hiesigen Hochtal. Ich baute am tosenden Masinobach eine Gruppe aus Steinmandl’n, wir machten hier Brotzeit und blieben bis die Sonne hinter die imposante Bergkulisse abtauchte glücklich auf der Wiese liegen.

12.09.2024 Val Cavargna (Cavargna-Buco della Neve) 800 Höhenmeter, 18000 Schritte

Nach dem gestrigen, entspannten Strandtag in Colico war heute turnusmäßig wieder eine Bergtour geplant. Die Entscheidung wohin war allerdings nicht ganz leicht, denn in den umliegenden Bergen war Frost und Neuschnee angesagt (am Malojapass beispielsweise -4 Grad). Da fand ich eine von uns bisher unbeachtete Region oberhalb von Porlezza am Luganer See, so fuhren wir erstmals das Val Cavargna hinauf bis auf 1070m nach Cavargna, wo wir das Auto abstellten. Ab hier ging es bei moderaten Temperaturen um die 12 Grad, aber stürmischem Wind hinauf in Richtung Rifugio Garzirola (1974m). Wir erlebten ein wunderschönes grünes Tal mit toller Fernsicht und absoluter Einsamkeit (erneut trafen wir nicht einen einzigen Menschen), die Sonne schien auch, aber der Wind verstärkte sich je höher wir kamen. Am Piano del Cristo auf 1679 m machten etwas windgeschützt Pause. Weiter hinauf ging es nur noch nach Gefühl, kein Weg war mehr zu erkennen. Wir sahen oben den Gipfel des Buco della Neve und marschierten steil dort einfach über die Südostflanke des Berges hinauf.

Risiko in Abwägung mit Vorsicht, ich konnte Elke überzeugen bis zum vorderen sichtbaren Gipfel hinauf zu gehen. Von dort ging ich allein noch ein Stück weiter auf dem Kamm bis auf 1880 m, das Rifugio in Sichtweite, wo ich in eine Sturmböe geriet, die mich fast vom Berg geweht hätte. Ich musste mich ducken und konnte mich trotzdem kaum halten. Da war die Entscheidung klar keinen Schritt weiter zu gehen, ich stieg hinab zu meiner tapferen Frau und gemeinsam gingen wir hinunter. Große Klasse das Elke diese Tour mit mir gemeistert hat, solche Erlebnisse machen stark und wir sind nun zurück in Vercana, sitzen auf dem Balkon und lassen dieses Abenteuer sacken.


13.09.2024 Ausflug ins Oberengadin

Der Strandtag fällt heute erneut dem kalten Wetter zum Opfer, wenigstens ist es trocken aber weiter stürmisch. Wir entscheiden Badesachen und Wanderausrüstung einzupacken um spontan nach Wetterlage aktiv zu werden. Neugierig wegen den gestrigen Neuschneemeldungen steuern wir zunächst den Malojapass an, mit der Option vorher im Bergell schon eine Wandertour zu starten. Doch schon hier fängt es erneut an zu schneien und es weht ein bitterkalter Wind. Also fahren wir weiter über den Pass in das Oberengadin zum Silsersee, wo wir das Auto auch nur kurz verlassen. Wir sahen hier auch einige Leute am See wandern, aber richtige Winterbekleidung hatten wir nun doch nicht mit dabei. Spontan entscheide ich wenn schon Schnee, dann aber richtig, so fuhren wir weiter hinauf zum Julierpass auf fast 2300 m Höhe. Dort gab es eine geschlossene Schneedecke und wir konnten uns wenigstens kurz bei einer Schneeballschlacht austoben.

Die Wirtin dort oben freute sich merklich, das mal jemand bei ihr einkehrte und wir hatten ein nettes Gespräch auch über die Wetterkapriolen. Von der Bergkulisse war leider gar nichts zu sehen, alles versunken in tiefen Schneewolken. Das Wetter besserte sich leider auch nicht auf dem Rückweg, so das wir alle Wanderoptionen aufgaben und hinunter in das hübsche Bergstädtchen Chiavenna zurückfuhren und dort den Tag verbummelten. Nun sind wir zurück in Vercana und es ist selbst hier am See immer noch stürmisch.

14.09.2024 Bergell, Soglio-Alpe Tombal (450 Höhenmeter, 12000 Schritte)

Auch heute gab es nur wenig Wetterbesserung, es blieb kalt und sehr stürmisch. Aber wir hatten gestern beim Bummel in Chiavenna noch ein paar warme Sachen besorgt, wie Handschuhe und gefütterte Westen. Für diesen Tag hatte ich eine Tour ins Bergell ausgesucht, mit dem Hintergrund, dort oberhalb von Soglio im Windschatten gehen zu können. Gleichzeitig war dies unsere erste Tour in diesem Jahr auf der Schweizer Seite. Im letzten Jahr hatten wir schon eine Wanderung von Castasegna hier hinauf gemacht (siehe Tourenreport 2023) und leider das Bergpanorama oberhalb von Solgio nicht bewundern können, weil alles von Wolken verhüllt war. Nun der zweite Versuch, diesmal mit Start in diesem romantischen Bergdorf und hinauf so weit es die Bedingungen zuließen. Schon beim Start an der Dorfkirche, auf 1100 m wehte ein eiskalter Wind, aber es war trocken und die Sonne bemühte sich zumindest ein wenig. Von den Riesen des Bergell war wieder nichts zu sehen, alle versteckten sich immer wieder hinter den schnell vorbeiziehenden Wolken. Der Aufstieg oberhalb des Dorfes durch den Wald war dann wirklich einigermaßen windgeschützt und gut zu gehen. Nach einer guten Stunde kamen auf der Alpe Tombal auf 1550 m an und waren gerade zu erschlagen von der Panoramalage dieses Ortes, es war traumhaft schön hier oben, nur sehr kalt.

Hier hatten wir eine Brotzeit in der von uns geliebten absoluten Einsamkeit in den Bergen (wir begegneten weder hier noch auf dem Weg von und zurück nach Soglio einen Menschen). Beim Betrachten des Panoramas beschlossen wir keinen Schritt weiter nach oben zu gehen, sondern hier entspannt den Wolkenzug über dem Bergell zu verfolgen, in der Hoffnung das sich die immer noch versteckten Giganten endlich mal zeigen würden. So verbrachten wir über zwei Stunden in der Kälte an diesem wundervollen Ort und ich war begeistert am Fotografieren. Doch in all der Zeit gab sich lediglich der Cengalo (3369) ganz kurz mal die Ehre, Badile und die Sciora-Gruppe blieben uns leider verborgen. Großartig waren von dort auch die beiden noch vorhandenen kleinen Gletscher zu sehen, welche sogar ein wenig blau leuchteten. Gegen 16:00 Uhr machten wir uns durchgefroren, aber glücklich auch ohne das begehrte Gipfelpanorama auf den Weg hinunter. Beim Abstieg hatten wir die Riesen natürlich immer im Blick und erblickten kurz oberhalb von Soglio tatsächlich erstmals den markanten Pizzo Badile von seiner Nordseite, ich konnte es kaum glauben- man wartet dort oben ewig und dann gibt er sich so nebenbei doch die Ehre sich zu präsentieren.

Unser Glück perfekt machte dann an die Sciora-Gruppe, welche sich beim Schuhwechsel auf dem Parkplatz an der Kirche in Soglio erstmals an diesem Tag zeigte, was für ein schöner Tag… . Zurück in Vercana sitzen wir gerade im Abendrot über dem See, verarbeiten die Erlebnisse und hoffen auf einen warmen Sonntag am Strand (ein Wetterwechsel kündigt sich hoffentlich damit an).

15.+16.09.2024 Lido di Colico + Val Masino zum Zweiten, Cima di Granda (700 Höhenmeter, 18.500 Schritte)

Gestern lachte den ganzen Tag die Sonne, der Nordwind blies dennoch immer noch stark, wir hatten trotzdem einen schönen Strandtag in Colico. Nur das Wasser hatte sich unglaublich stark abgekühlt, das selbst mir das Schwimmen unmöglich war. So etwas hatte ich noch nie erlebt, als wir vor fast zwei Wochen den ersten Tag hier am Lido hatten, war ich noch erstaunt über das warme Seewasser. Wahrscheinlich hat der Wind das warme Oberflächenwasser nach Süden getrieben und damit frisches, kaltes Wasser aus den Bergen einströmen lassen. Ich habe hier mal ein Foto von unserem geliebten Lido mit beigefügt, man sieht neben dem Strandpanorama auch das an diesem sonnigen Sonntag nur ein einziger Platz am Strand besetzt war, nämlich unserer, so ist das hier fast immer im September!

Nun aber zur heutigen Tour hinauf zur Cima di Granda (1709) über dem Val Masino. Aufgrund der anhaltenden kühlen Wetterlage habe ich eine Tour in den moderaten Höhen des vorderen Val Masino ausgesucht. Oberhalb von Filorera stellten wir auf ca. 1000 Höhenmetern das Auto ab und wollten über das Rifugio Granda auf den Panoramaberg Cima di Granda aufsteigen. Zunächst führte der Weg auf der Mautstraße in Richtung Preda Rossa entlang. Auf ca. 1200 Höhenmetern ging es dann in den Hochwald hinein und auf einem schmalen, kaum zu erkennenden Pfad bis zur Alpe Baite Tajada (1500). Dort, wo wir das erste mal aus dem Wald heraustraten, lachte uns auch gleich die Sonne entgegen, dazu gab es schon von hier ein traumhaft schönes Panorama über San Martino auf die Gipfel des Val Masino. Anschließend ging es wieder in den Wald hinein und noch steiler bergauf, wo wir oben kurz unterhalb des Kammes auf die Alpe Granda traten und das Rifugio schon im Blick hatten. Hinter der Hütte ragte ein uns bekannter Gipfel empor, der Pizzo Mercantelli (2070), welchen wir im letzten Jahr von der gegenüberliegenden Seite über Preda Rossa eroberten (Tourenbericht 2023).

Hier oben war es schon merklich kälter und windiger, die Sonne hatte sich auch versteckt und wir wärmten uns in der Hütte erst einmal auf. Dort trafen wir eine lustige einheimische Wandertruppe, welche neben dem Hüttenwirt die einzige menschliche Begegnung auf dieser Tour blieb. Zurecht genießt die Cima di Granda den Ruf als Panoramaberg, man blickt über die gesamte Gipfelkette des Val Masino, einschließlich Monte Disgrazia und weiter über das Veltlintal auf die Bergamasker Alpen. So sahen wir beispielsweise den Cengalo, welchen wir vor zwei Tagen aus dem Bergell von Norden ersehnt und bewundert hatten nun von Süden. Nach einer schönen Stunde dort oben machten wir uns vergnügt auf den Rückweg. Als wir wieder Baite Tajada erreichten fand die Sonne endlich auch mal wieder aus den Wolken und wir rasteten nochmals, ich sammelte Brennnessel Blätter und baute eine weitere Gruppe Steinmandl.

Glücklich machten wir uns auf den Weg hinab, das Glück fand allerdings wenig später jähes ein Ende: Wir verloren den sowieso schon kaum sichtbaren Pfad und standen plötzlich mitten im Nirgendwo in diesem steilen Bergwald! Das war meine Schuld, weil ich voranging zu schnell und sorglos unterwegs war, was nun? Es war schon nach 17:00 Uhr und das wichtigste war vor der Dämmerung hier hinunter und an der richtigen Stelle aus dem Wald zu finden. Deshalb entschied ich nicht wieder zurück zu gehen, um den eigentlichen Weg zu suchen, sondern mitten durch den steil abfallenden Bergwald hinab in Richtung Straße abzusteigen. Das entwickelte sich zu einem echten Kampf, zunehmend steiler und schwieriger wurde das unwegsame Gelände. Ruhe bewahren, die richtige Richtung behalten und ohne Verletzung hinunter steigen, das war das Gebot der Stunde. Niemand würde uns hier im Notfall weit abseits von allen Wegen, tief im Wald finden. Bewundernswert wie ruhig Elke mir folgte, es war echt dramatisch, wir mussten mehrmals geländebedingt die Richtung wechseln und durften keinesfalls die Orientierung verlieren. Nach ca. 1 1/2 Stunden sah ich endlich die Straße, wir mussten so um die 250 Höhenmeter durch den Wald hinunter geklettert ein. Da fiel uns ein Stein vom Herzen, es war immer noch weit aber wir waren auf jeden Fall richtig unterwegs. Nun ging es durch noch steileres von dichten Farnen bewachsenes Gelände hinab welches wir auch ohne Verletzungen durchquerten. Plötzlich standen wir direkt über der Straße, wo schon der nächste Schock folgte: Die Bergseite dieser Serpentinenstraße war durch eine zwischen 3 und 5 Meter hohe gemauerte steile Wand gesichert, auf der wir gerade standen und nicht auf das direkt unter uns liegende Ziel konnten, keine Chance! Glücklicherweise hielt ein Autofahrer an, der unsere Lage sofort erkannte und uns weiter talwärts zur nächsten Kurve schickte. So liefen wir dort oben durch alle stachligen Büsche, Sträucher, Beeren weiter, egal keiner fühlte in dem Moment Schmerz. Nach gefühlt unendlichen Schreckminuten erreichten wir an einer talwärts gerichteten Serpentine tatsächlich eine Rampe um von der Schutzmauer zu kommen. Nun fielen wir uns erst einmal in die Arme, genossen den Augenblick unserer Erlösung aus dem Bergwald. Ich war voller Adrenalin, aber auch voller Demut und Dankbarkeit. Es war nun schon nach 19:00 als wir hier standen, glücklicherweise fanden wir dann schnell auch das Auto, welches etwas weiter die Straße hinunter stand.

Ein unvergesslicher und lehrreicher Tag in den Alpen, welcher uns weiter geschult hat. Mental, Vital und auch in unserer Beziehung, ein Erlebnis welches trennen oder zusammen schweißen kann. Bei uns war es letzteres. Erschöpft sitze ich über diesen Zeilen und denke über die Fehler des Tages nach: Wäre es besser gewesen, nach oben zu gehen um den eigentlichen Weg zu suchen? Wahrscheinlich schon, ich muss auch immer lernen, einen offensichtlich falschen Weg nicht weiter zu verfolgen. Das gilt hier in den Bergen, genauso wie beim Radfahren (wo ich des Öfteren in solche Situationen geraten bin) und natürlich ganz besonders im Leben.
18.09.2024 Glückstag im Gipfel- und Gletscherpanorama der Bernina-Gruppe (13000 Schritte, kaum Höhenmeter, da auf und ab um 2600-2800 m unterwegs)

Gestern hatten wir eine echte Auszeit nötig nach den Erlebnissen des Vortages. Für Strand war das Wetter erneut zu schlecht und so ließen wir uns einfach mal fallen. Für heute waren die Wetterprognosen für das Oberengadin optimal (ich beobachtete das schon länger) und wir beschlossen zur Luftseilbahn am Piz Corvatsch zu fahren und von der dortigen Mittelstation auf 2700 m hinüber zur Fuorcla Surlej zu wandern um das imposante Gipfel- und Gletscherpanorama um den Piz Bernina (4048) einfach mal zu genießen. Als wir oben ankamen, waren wir überwältigt von dem Anblick der Giganten.

Brotzeit wurde bei schönstem Sonnenschein im T-Shirt direkt vor der Bergkulisse gemacht und es hieß zunächst nur schauen, schauen und schauen… . Zu schnell änderte sich aber das Wetter, denn binnen Minuten zog es sich zu und eine dichte Wolkendecke ließ uns bald frösteln. Also Pullover, Jacken, Westen und Handschuhe an und in Bewegung kommen. Für weite Wanderungen war die Zeit zu knapp, da wir die letzte Seilbahn um 17:05 Uhr im Blick haben mussten (2017 sind wir ab hier schon einmal die 900 Höhenmeter hinunter ins Tal gelaufen, was allerdings wegen der vielen die sommerliche Berglandschaft störenden, Skipisten und Beschneiungsanlagen wenig attraktiv war).

So verwirklichten wir uns im Bau von Steinmandln und Türmen. Es hat einen riesen Spaß gemacht, jeder hat ja seinen eigenen Baustil. Bei mir geht es ganz schnell, ich habe 3 Mandl aufgestellt und widmete mich schnell wieder dem Fotografieren und Beobachten der Berglandschaft. Meine Mandl sind dann aber auch schon nach der ersten Windböe umgefallen, Elke dagegen baute wie immer einen Turm, welcher erst nach über einer Stunde Bauzeit fertig wurde und dafür ein kleines Meisterwerk geworden ist.


Ich staunte nicht schlecht als ich von einer Solowandertour zurückkommend, das Ergebnis ihrer Bautätigkeit sah. Der unter uns bei jedem Alpenurlaub zu vergebende Preis ging wieder einmal an sie. Wir hatten einen unvergesslichen, entspannten Erlebnistag dort oben und wieder bestätigt bekommen das Wettervorhersagen selbst frisch vom Tag ungefähr so aktuell sind wie die Zeitung von vorgestern… . Das gilt besonders in den Bergen, wir waren sehr dankbar dieses wunderschöne Bergpanorama genießen zu können, denn schon bei dem Rückweg zur Seilbahn versank alles in grauen Wolken.

Ich beobachte bei unseren Bergtouren die Natur auch sehr genau, sehe neben der Schönheit die Veränderungen und Gefahren der sich ändernden Klimabedingungen. Die Gletscher sind auch hier auf dem Rückzug, geradezu dramatisch sieht es aus, die Zungen am Tschierva Gletscher jetzt im Spätsommer zu sehen. Das kennen auch wir von der gegenüberliegenden Seite am Morteratsch- und Persgletscher und von vielen Touren hier oben und auch anderswo in den Hochalpen.


21.09.2024 Valmalenco zum Zweiten, Chiareggio-Alpe Vazzeda- Richtung Rifugio Del Grande Camerini (ca. 800 Höhenmeter, 21500 Schritte)


Nach zwei entspannten Tagen an den Seen (lediglich an den Abenden haben wir noch kleinere Wandertouren in die über uns liegenden Ortsteile von Vercana unternommen und dabei zwei romantische Bergdörfer versteckt zwischen alle den Neubauten entdeckt) vorgestern Lago di Como, gestern Lago di Mezzola bei weiterhin meist bewölktem Himmel und Temperaturen nur um 20 Grad, ging es heute endlich in die Berge. Für die wohl letzte Tour dieses Urlaubs wollte ich noch einmal in das Valmalenco, das uns ja gleich die erste Wanderung zum Vertinagletscher verregnet hat. Heute wollten wir auf einem anderen Weg noch weiter hinauf zum Rifugio Del Grande Camerini , um diesmal dem Disgraziagletscher nahezukommen. Wir fuhren bei Sonnenschein hier in Varcana los (nach dem Wetterbericht habe ich gar nicht mehr geschaut…) und hofften auf einen schönen Tag auch im Hochgebirge. Je höher wir in das Valmalenco hineinfuhren um so dunkler wurde schon bei der Anfahrt der Himmel und bei der Ankunft in Chiareggio (viel zu spät, erst nach 12:00 Uhr, der Weg dorthin ist auch sehr weit) begrüßte uns das Hochtal mit Nieselregen. Die majestätischen Gipfel, welche das Valmalenco krönen, waren tief in den Wolken verborgen. Wir machten uns trotzdem auf den Weg nach oben, welcher steil, aber gut zu gehen und markiert war. Auf der Alpe Vazzeda bei 2025 Höhenmetern machten wir eine kurze Brotzeit und anschließend stiegen weiter hinauf durch eine schöne Hochgebirgslandschaft, nun schon oberhalb der Baumgrenze.

Da das Gipfelpanorama von den Wolken verborgen blieb, schauten wir intensiver auf die Flora hier oben. Es war ein frühherbstliches Farbenspektakel auf den Bergwiesen, wir hörten das Pfeifen der Murmeltiere und beschlossen auf ca. 2400 m, mit dem Rifugio schon im Blick, nicht weiter hinauf zu gehen. Es war inzwischen schon nach 15:00 Uhr, leichter Regen setzte erneut ein und wir schätzten noch eine weitere Stunde für den Weg dorthin. Alles um uns herum versank auch in dunklen Wolken, was dort oben wohl auch eine Enttäuschung bedeutet hätte. Also war uns das Wetter auch heute nicht wohlgesonnen, was für ein Urlaub… . In all den Jahren hier hatten wir noch nie so viel Regen und Kälte wie in diesem September (wer mag, kann auf meinen Bericht von gleichen Zeitraum 2023 schauen, dort hatten wir in den Bergen und am See wunderschöne Tage bei Traumwetter). Hinunter ging es auf gleichem Weg, der Regen hörte glücklicherweise dann auch wieder auf und wir gelangten nach 2 Stunden wohlbehalten im Tal an. Dort zeigte sich der Monte Disgrazia mit dem gleichnamigen Gletscher sogar noch einmal, das war natürlich nicht der Blick den wir anstrebten, aber immerhin… . Wir haben das Valmalenco jetzt auf insgesamt 5 unterschiedlichen Touren erlebt und bisher 3mal Pech mit dem Wetter gehabt, aber auch 2 traumhafte Touren hier gehabt.

22.09. 2024 Letzter Urlaubstag am Lario (Menaggio, Vercana-Cince Case-Vercana 24000 Schritte)

Ganz unspektakulär war unser letzter Tag hier am See, für den Strand war das Wetter einmal mehr zu schlecht, und so fuhren wir in das mondäne Menaggio um ein wenig mit zu flanieren, auf der wunderschönen Palmenpromenade und in einer Bar die perfekt gekleideten Italiener und dazwischen die Touristen beim Sonntagsspaziergang zu beobachten. Es ist ein regelrechter Laufsteg dort gewesen. Menaggio haben wir jedes Jahr wenigstens einmal besucht, früher konnte man wunderbar am Lido de Menaggio einen Tag in der Sonne liegen und herrlich schwimmen. Nachdem das Bad ein paar Jahre geschlossen hatte, ist nun leider ein, der Allgemeinheit verschlossener Luxustempel daraus geworden. Etwas ganz besonderes haben wir beim Bummel durch die kleine Altstadt in der Kirche Santa Maria entdeckt: eine riesige entzückende gestrickte Krippenlandschaft mit unzähligen Figuren, Tieren, Bäumen, Häusern einfach unglaublich… .

Als dann auch noch der historische Raddampfer Concordia in Menaggio anlegte, war meine Freude groß. Am ersten Urlaubsabend am Zürichsee faszinierte mich schon ein Raddampfer und nun zum Abschluss hier am Lario ein weiterer.

Am Nachmittag sind noch von Vercana hinab zum See in Domaso und weiter am Seeufer nach Cinco Case gelaufen, haben dort schön Abschied vom Lago di Como gefeiert und sind spät am Abend auf dem selben Weg wieder hinauf nach Varcana gegangen. Damit geht der der Urlaub auch schon wieder zu Ende, morgen fahren wir zunächst nach Zürich, wo wir das Auto abgeben und noch einmal übernachten. Dort sind wir wieder mit den selben Leuten (Elkes Onkel, Cousine und Freunde) wie im letzten Jahr verabredet, ich denke es wird sehr lustig und sehr spät. Am 24.09. geht es dann per Bahn wieder heimwärts nach Berlin.